· 

Vom Wochenbett aufs Brett?

Kitesurfen nach der Geburt

Die Geburt ist für jede Mutter ein einprägsames und alles veränderndes Ereignis – an erster Stelle steht nun das Kind. Doch irgendwann kommt – bei einer KiteMom früher, bei einer anderen etwas später – der Punkt, an dem sie wieder aufs Wasser möchte. Und damit die Frage: Ist jetzt schon der richtige Zeitpunkt, wieder mit dem Kiten zu beginnen?

Ich könnte dann langsam wieder ...

Ich habe etwa fünf Monate nach der Geburt meines Sohnes wieder mit dem Kiten begonnen. In den ersten Wochen nach der Entbindung hatte ich keinerlei Gedanken ans Kitesurfen verschwendet. Selbst als mein Freund in dieser Zeit immer wieder zum Kiten fuhr, hegte ich keine Gelüste darauf. Die Lust aufs Kiten kam etwa zwei Monate nach der Entbindung zurück. Zu dieser Zeit merkte ich, wie mein Körper langsam wieder seine Mitte fand, meine Rektusdiastase (siehe Infokasten) war schon wieder ausreichend geschlossen, es wurde Frühling und da ich im Rückbildungskurs eine andere KiteMom kennenlernte, ging es neben den typischen Themen einer frischgebackenen Mutter öfters auch wieder ums Thema Kiten.



Letztendlich dauerte es drei weitere Monate, bis ich tatsächlich wieder zurück auf dem Wasser war. Da ich bereits ein knappes Jahr nicht gekitet bin und dementsprechend nicht trainiert, wollte ich nicht beim nächstbesten Wind und Wetter an den Strand fahren. Dem Frühling war das egal und das Wetter blieb erstmal sehr unbeständig und kalt. Zudem beschlossen mein Freund und ich, uns ein familienfreundlicheres Kitemobil anzuschaffen, weshalb wir unser bisheriges verkauften. So gingen die Wochen dahin, mein Freund fuhr weiterhin alleine zum Kiten und ich genoss die Zeit im warmen Zuhause mit unserem kleinen Sohn. 

Aber dann - back on the water!

Dann aber, etwa fünf Monate nach der Geburt meines Sohnes, hatten wir unser familientaugliches Wunsch-Kitemobil gefunden, zugeschlagen und konnten mit Sack und Pack für ein langes Wochenende endlich an den Strand fahren. Wie ich mich bei der ersten Session gefühlt habe? Selten hatte ich beim Kiten so ein Gefühlschaos – von purer Unsicherheit („kann ich das überhaupt noch?! Wie baut man nochmal einen Kite auf?“), über absolute Freude („Na logo! Läuft!“) hin zu einem kleinen schlechten Gewissen („Oha, hab ich gerade echt mal nicht an mein Kind gedacht?!“). Dennoch, die erste Session nach der Babypause war großartig und etwas ganz Besonderes - und für mich genau im richtigen Moment! 

Andere Mütter, anderes Tempo

Bei mir hatte es fünf Monate gedauert, bis ich nach der Entbindung wieder aufs Brett gestiegen bin. Versteh das bitte nicht als Maßstab! Denn einmal mehr gilt: Pauschalisieren lässt sich nichts.


DAs sagt der Experte

Dr. Conrad Felixmüller - Selbst Kiter und Gynäkologe aus Hamburg:


Ich habe verschiedene KiteMoms getroffen, die nach der Geburt ihrer Kinder unterschiedlich früh oder spät zurück aufs Wasser sind. Eine Freundin wartete beispielsweise bewusst neun Monate ab, bevor sie wieder Kiten ging. Eine andere KiteMom erzählte mir, dass sie bereits vier Wochen nach der Geburt wieder auf dem Wasser war - also tatsächlich vom Wochenbett aufs Brett. Allerdings: sie ist  Fitnesstrainerin und hatte bis kurz vor der Geburt trainiert.

 

Ein Appell, sich nach der Babypause Zeit zu nehmen und langsam mit dem Kiten zu beginnen, kommt von Anne Valvatne. Die Profikiterin weiß aus eigener Erfahrung, dass der Körper auch ein paar Monate nach der Geburt noch nicht wieder auf der Höhe von vor der Schwangerschaft ist und damit längst nicht so belastbar wie davor. Mehr dazu findet ihr in dem absolut lesenswerten Artikel "Spiel mit Wind und Kind" auf www.coastwriter.de.

 

Es gibt mithin keinen allgemein gültigen Zeitpunkt, um nach der Babypause wieder mit dem Kiten zu beginnen. Der richtige Zeitpunkt ist völlig individuell - je nach der körperlichen Konstitution und Fitness der KiteMom, schwangerschafts- oder geburtsbedingten Umständen sowie ganz allgemein abhängig von Wind, Wetter und Jahreszeiten.

Bereit für die erste Session?

Bedenke folgende Punkte

Egal, wann Du überlegst, nach der Geburt Deines Kindes wieder aufs Wasser zu gehen, zusammengefasst ein paar Dinge, auf die Du achten solltest:

  1. Ruhig Blut - Schone Dich und Deinen Körper für mindestens 6 Wochen nach der Geburt
  2. Mache einen Rückbildungskurs - Beende diesen möglichst, bevor Du wieder mit dem Kiten beginnst und wiederhole die Übungen auch danach noch regelmäßig  (ich weiß, leicht gesagt...)
  3. Sorge für eine Grund-Fitness - auch der "Kite-Muskeln" - Abgesehen von den körperlichen Veränderungen durch die Schwangerschaft und Geburt hat sich auch Deine „Kite-Muskulatur“ zurückgebildet. Vergiss nicht, auch diese zu trainieren, bevor Du wieder voll durchstartest.
  4. Kein Mut zur Lücke - Lass Deine Rektusdiastase vor dem ersten Kiten noch einmal von Deiner Hebamme oder Deinem Gynäkologen überprüfen und gedulde Dich noch etwas, wenn die Lücke noch zu groß ist.
  5. Höre auf Deinen Körper - Du bist Dir unsicher, ob Dein Körper schon wieder fit fürs Kiten ist? Lass Dir Zeit, um unnötige Verletzungen zu vermeiden. An Ablenkung sollte es nicht mangeln ...
  6. Frage einen Experten - Bei Unsicherheit frage Deine Hebamme oder Deinen Gynäkologen – sie können Dir am besten sagen, ob Dein Körper schon wieder bereit für diese Art von Sport ist.
  7. Gehe es moderat an - Lass es langsam angehen, es muss nicht gleich wieder der Trick der letzten Session vor der Schwangerschaft werden.
  8. Und ganz wichtig: Genieße die erste Session, sie ist etwas ganz Besonderes!